WOHNIMMOBILIEN – PREISENTWICKLUNG 2023
QUO VADIS?
01.03.2023
Liebe Leserinnen und Leser,
laut einer Studie des Hannoveraner Pestel-Instituts sowie des schleswig-holsteinischen Instituts Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen Kiel (Arge) liegt das Wohnungsdefizit zum Jahresende 2022 bundesweit bei rund 700.000 Wohnungen. Wie wird sich dieser enorme Bedarf auf die Preisentwicklung unter Berücksichtigung der aktuellen Rahmenbedingungen voraussichtlich auswirken?
Gestiegene Energiepreise und Lieferengpässe, die Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, haben auch den Bausektor stark getroffen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren nahezu alle Baumaterialien im Jahresdurchschnitt 2022 noch einmal deutlich teurer als im Vorjahr, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte.
Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich vor allem die gestiegenen Energiepreise aus. So verteuerten sich besonders Baustoffe wie Stahl, Stahlerzeugnisse oder Glas, die energieintensiv hergestellt werden. Metalle waren 2022 um 26,5 % teurer als im Vorjahr. Flachglas, welches überwiegend für Fenster, Glastüren oder -wände verwendet wird, verteuerte sich 2022 um 49,3 % im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021.
Mit den Baumaterialpreisen stiegen auch die Preise für Arbeiten am Bau. Insgesamt verteuerten sich die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt 2022 um 16,4 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist die höchste gemessene Veränderung gegenüber einem Vorjahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 1958.
Der Baupreisindex für Wohngebäude weist die Entwicklung der Preise für individuell geplante Ein- und Mehrfamilienhäuser nach. Hierbei wird jedoch nur das Bauwerk einbezogen. Der Index zeigt, dass sich die Preise für Wohngebäude im Zeitraum 2010 bis 2021 um 41 % erhöht haben. Die Inflationsrate stieg im gleichen Zeitraum nur um 17 %.
Darüber hinaus sind seit Anfang 2022 die Baufinanzierungszinsen um 2,5 bis rund 3,0 Prozentpunkte gestiegen.
Angesichts der explodierten Kosten stockt der Wohnungsbau in Deutschland. Von Januar bis November 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen von neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,7%% auf rund 322 000. Für neu zu errichtende Wohngebäude wurden von Januar bis November 2022 rund 276 000 Wohnungen genehmigt. Das waren 5,8 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei sank die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 15,9 %, für Zweifamilienhäuser um 10,1 %. Bei Mehrfamilienhäusern kam es dagegen zu einer leichten Erhöhung um 1,2%. Einen Rückgang gab es auch bei bestehenden Wohngebäuden: Hier wurden von Januar bis November 2022 Baumaßnahmen an rund 38 000 Wohnungen genehmigt und damit 1,7 % weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das politische Ziel war es, 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu bauen.
Die neuen Rahmenbedingungen haben auch dazu geführt, dass 2022 die dynamischen Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt des letzten Jahrzehnts einen Wendepunkt erreicht haben und Häuser und Wohnungen bis zu 10 %, auch in begehrten Städten, günstiger angeboten wurden. Der Abwärtstrend bei den Preisen könnte jedoch bald wieder ein Ende finden, da Kaufbereite erkennen müssen, dass bislang lediglich, wenn auch eine deutliche, Preiskorrektur stattgefunden hat und steigende Baukosten bei einem nicht steigenden Angebot zumindest preisstabilisierend sein können.
Das Wohn-Barometer des Immobilienportals ImmoScout24 zeigt nämlich, dass die Angebotspreise im vierten Quartal 2022 zwar nachgegeben haben aber weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021 liegen und Im vierten Quartal steigt laut ImmoScout24 die Nachfrage in vier der fünf größten deutschen Städte wieder leicht an, bleibt jedoch noch unter dem Vor-Corona-Niveau des vierten Quartals 2019.
Das aktuelle Umfeld bietet bei hochwertigen Immobilien einerseits für Verkäufer die Möglichkeit weiterhin historisch hohe, wenn auch nicht höchste Preise, zu realisieren und für Käufer die Chance auf einer kalkulierbaren Basis Immobilieneigentum zu erwerben.
Herzliche Grüße
Ihr
Frank Braunsfeld
Chief Representative Düsseldorf